In Frankfurt am Main haben am Samstag Aktivistinnen und Aktivisten ein ehemaliges türkisches Konsulat besetzt, um Solidarität mit den kurdischen Selbstverwaltungsgebieten im Norden und Osten Syriens auszudrücken. Unter dem Motto „Besetzen gegen Besatzung“ forderten sie ein Ende der Waffenlieferungen an die Türkei, die diese Regionen angreift. Die Aktion war Teil der internationalen Kampagne „Rise up for Rojava“, die sich gegen die drohende Besetzung des kurdischen Gebiets richtet.
Laut den Organisatoren beteiligten sich rund 80 Aktivistinnen und Aktivisten an der Besetzung des denkmalgeschützten Gebäudes an der Zeppelinallee im Stadtteil Bockenheim, das seit Jahren leer steht und weiterhin im Besitz des türkischen Staates ist. Die Polizei war mit mehreren Dutzend Einsatzkräften vor Ort und versuchte, das Gebäude zu räumen. Zeitweise war auch ein Hubschrauber im Einsatz, und die Zeppelinallee wurde zwischen Ludolfstraße und Sophienstraße gesperrt.
Am frühen Abend befanden sich nach Angaben der Polizei noch 16 Personen auf dem Dach des Gebäudes. Nachdem die Protestierenden begonnen hatten, Teile des Baugerüsts zu demontieren und Sicherheitsnetze zu beschädigen, wurden Maßnahmen zur Räumung des Dachs aus Sicherheitsgründen abgebrochen. Vor dem Gebäude versammelten sich zusätzlich etwa 40 Unterstützerinnen und Unterstützer. Bei kleineren Auseinandersetzungen zwischen Aktivisten und Polizei wurden vier Personen vorübergehend festgenommen.
Die Besetzer betonten, dass eine Besetzung des kurdischen Gebiets „Unterdrückung und die Zerstörung eines ökologischen, demokratischen und feministischen Projekts“ bedeuten würde. Das Gebiet, bekannt als Rojava, ist insbesondere durch die Kurdenmiliz YPG geprägt, die von der Türkei als Terrororganisation eingestuft wird.
Parallel zu der Besetzung gab es in Frankfurt weitere Proteste. In der Innenstadt demonstrierten am Nachmittag 200 bis 400 Menschen unter dem Motto „Solidarität mit der syrischen Revolution“. Für den Abend rief ein Bündnis zu einer Lichterdemonstration unter dem Titel „Licht für Rojava – Frieden für Syrien“ auf. Auch bei diesen Kundgebungen wurde ein Ende der Waffenlieferungen an die Türkei gefordert.
Die Proteste verdeutlichen den Widerstand gegen die türkischen Militäroffensiven in Nordsyrien und die Unterstützung für die kurdischen Gebiete, die von den Aktivisten als Modell für ein alternatives Gesellschaftssystem gesehen werden.