Rund, schmackhaft und äußerst gesund – die Kichererbse ist auf dem Vormarsch. Ob als Falafel oder Hummus, dieses Superfood erfreut sich immer größerer Beliebtheit und wird zunehmend nachgefragt. Bislang stammt der Großteil der Kichererbsen jedoch aus dem Import.
Land Hessen unterstützt das Projekt
In der heimischen Landwirtschaft ist die Kichererbse noch eine Seltenheit. Dies ändert sich nun mit der Initiative der Ökomodell-Region Süd, die das Projekt „Hier bin ich! Die südhessische Kichererbse“ ins Leben gerufen hat. Unter der Leitung der beiden Projektmanagerinnen Sylvia Barrero-Stadler und Alexandra Hilzinger wird untersucht, ob die Anbaubedingungen in Südhessen geeignet sind und wie eine lokale Produktion zu einer nachhaltigen und gesunden Ernährung beitragen kann. Das zweijährige Projekt zielt darauf ab, Kenntnisse über den Anbau zu erweitern und Strukturen für die Verarbeitung, Aufbereitung und Vermarktung zu entwickeln. Im Rahmen des Ökoaktionsplans 2020-2025 unterstützt das Land Hessen das Entwicklungsprojekt mit Fördermitteln von bis zu 95.000 Euro.
Erste Ernte in regionaler Gastronomie gefragt
Der Hessische Landwirtschaftsminister Ingmar Jung überreichte den Zuwendungsbescheid bereits im August an einen der vier Partnerbetriebe. In der Bergstraße hat der Landwirt Siegbert Ochsenschläger vom Riedgockel in Wattenheim kürzlich seine erste Kichererbsenernte eingebracht – insgesamt eine halbe Tonne. „Der Ertrag entspricht den Erwartungen für ein so feuchtes Jahr“, erklärt Ochsenschläger. Kichererbsen benötigen warmes, trockenes Wetter, daher hätten die Bedingungen im Jahr 2022 besser gepasst. Dennoch ist die Zusammenarbeit mit Ochsenschläger in diesem Jahr bereits ein Erfolg, da er für seine Ernte bereits Abnehmer in der regionalen Gastronomie und Gemeinschaftsverpflegung gewinnen konnte.
Kurze Lieferwege als Vorteil
„Nach der Reinigung gehen meine Kichererbsen direkt in die Großküche der Firma Freudenberg in Weinheim“, freut sich der Landwirt. Unterstützung erhält er dabei von den Projektmanagerinnen der Ökomodell-Region, die auch die Öffentlichkeitsarbeit und Verbraucheraufklärung im Betriebsrestaurant übernehmen. Der Freudenberg-Konzern bereitet am Hauptsitz täglich über 1.000 Essen zu. Die Kichererbse wird in vielen Zubereitungsvarianten fast täglich serviert. Alexander Thiel, Director Canteens & Catering bei Freudenberg Verpflegungsdienste KG, sieht die Verfügbarkeit regionaler Kichererbsen als Glücksfall, da das Unternehmen auf dem Weg zur „Green Canteen“ ist – einer EU-Gewährleistungsmarke, die nachhaltiges Wirtschaften in der Gastronomie honoriert. Die kurzen Lieferwege vom Hof Ochsenschläger in Biblis bis nach Weinheim unterstützen dieses Ziel.
Öffentlichkeitsarbeit zur Aufklärung über Umweltaspekte
Freudenberg legt bereits seit geraumer Zeit Wert auf die regionale Herkunft ihrer Speisen. Um die Erzeuger sichtbar zu machen, werden sie auf dem Menüplan namentlich genannt. In den kommenden Monaten plant das Projektteam der Ökomodell-Region, die Geschichte der Kichererbse von Siegbert Ochsenschläger zu erzählen. Medien wie Tabletteinleger sollen über das nachhaltige Projekt informieren, während Verkostungen und Umfragen angedacht sind. Die Projektmanagerinnen möchten nicht nur den Gesundheitsaspekt der Kichererbse hervorheben, sondern auch deren Rolle in der landwirtschaftlichen Fruchtfolge betonen. Ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber Hitze und Trockenheit macht sie zu einer zukunftsträchtigen Kulturpflanze. Zudem verbessert sie die Bodenfruchtbarkeit, da sie mit stickstofffixierenden Bakterien in Symbiose lebt. Diese positiven Umweltaspekte eröffnen zudem Chancen für die Außer-Haus-Verpflegung und die regionale Lebensmittelwirtschaft, hochwertige pflanzliche Proteine sowie die Vielfalt des südhessischen Anbaus in die Speisepläne von Schulen, Kantinen, Mensen und Restaurants zu integrieren. Damit wird ein vielversprechender Anfang gemacht.