Trotz klammer öffentlicher Haushalte wird in Hessen weiterhin an vielen Stellen fragwürdig mit Steuergeld umgegangen das kritisiert der Bund der Steuerzahler in seinem frisch veröffentlichten Schwarzbuch 2025/26. Aufgelistet sind darin erneut zahlreiche Fälle öffentlicher Verschwendung, Fehlplanungen und ausufernder Kosten darunter auch kuriose Projekte mit vier- bis siebenstelligen Summen. Insgesamt sind 12 Fälle aus Hessen aufgeführt.
Million für eine Grillhütte ohne Grillplatz
In der Gemeinde Elz (Limburg-Weilburg) wurde aus einer geplanten Sanierung der alten Grillhütte ein stattlicher Neubau: Die zweigeschossige „Grill- und Umwelthütte“ kostete rund 984.000 Euro, obwohl sie gar keine Grillfläche enthält. Die liegt nun neben dem Gebäude samt Pizzaofen. 240.000 Euro steuerte die EU bei, auch das Land Hessen finanzierte mit. Die jährlichen Betriebskosten: 105.000 Euro.
Pfungstadt: Sauna für 6 Millionen – nach 1,5 Jahren dicht
Pfungstadt (Darmstadt-Dieburg) kommt gleich doppelt ins Schwarzbuch: Während dort bald ein neues Freizeitbad für fast 45 Millionen Euro entsteht, wurde das alte Hallenbad bereits 2014 geschlossen inklusive einer 2012 errichteten Sauna, die 6,1 Millionen Euro kostete, aber nur 18 Monate geöffnet war. Danach stand sie 11 Jahre leer und wurde schließlich abgerissen.
Hessen-Kuriositäten von Kiosk bis Dackel-Mantel
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In Kassel erwarb die landeseigene Hessen Kassel Heritage für 4.500 Euro das angebliche Mäntelchen von Kaiser Wilhelms Dackel „Erdmann“. Eine Historikerin bezweifelt die Echtheit: Die Stickerei sei „hundsmiserabel“.
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In Einhausen (Kreis Bergstraße) entstand am Fluss-Radweg ein Gebäude mit Kiosk und Toiletten – Kostenpunkt: 630.000 Euro. Es ist aber nur an 30 Tagen im Jahr geöffnet. Der Steuerzahlerbund warnt: „Verschwendung droht.“
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In Gießen zahlt die Stadt seit Monaten Miete für eine Kita, die mangels Träger gar nicht genutzt wird – rund 27.000 Euro monatlich, Stand: ungewiss.
Weitere Beispiele aus dem Schwarzbuch
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Fuldatal-Bergshausen (Kassel): Ein Fahrradschutzstreifen endet abrupt an einem Bordstein laut ADFC „ein Unding“.
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Eschwege (Werra-Meißner-Kreis): 29 Plastiksitze im Lego-Look kosteten 223.000 Euro, weil eigens Gussformen für 179.000 Euro produziert wurden.
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Kassel: Eine teure Metall-Hollywood-Schaukel für 16.000 Euro bietet statt Parkblick eine Aussicht auf die B3.
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Frankfurt: Ein von Studierenden entworfenes „nachhaltiges Wohnprojekt“ verschlang 340.000 Euro Fördergeld – laut Steuerzahlerbund „nicht mehr als eine Bretterbude“.
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Fulda: Zur Landesgartenschau wurde ein neues Parkhaus eröffnet nur 100 Meter von einem bestehenden entfernt.
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Gladenbach (Marburg-Biedenkopf): Eine durch Umleitungsverkehr beschädigte Landstraße muss für 285.000 Euro saniert werden zusätzlich zu den bisherigen 2,8 Millionen Euro Sanierungskosten der B453.
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Wiesbaden: Insgesamt 19 Beauftragte der Landesregierung sorgen laut dem Steuerzahlerbund für „Kompetenzwirrwarr“ und mutmaßliche Parteibuchwirtschaft.
Das aktuelle Schwarzbuch zeigt einmal mehr: Trotz knapper Haushalte und sinkender Steuereinnahmen ist fragwürdiger Umgang mit öffentlichen Mitteln in Hessen keine Seltenheit. Der Steuerzahlerbund fordert mehr Verantwortungsbewusstsein bei Planung, Vergabe und Nutzung öffentlicher Gelder unabhängig von politischer Couleur.