Seit dem Fund des ersten positiv getesteten Wildschweins vor etwa zwei Wochen im Landkreis Groß-Gerau arbeiten die Behörden intensiv daran, die Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest (ASP) zu verhindern. Ein zentrales Element im Kampf gegen die ASP sind die professionellen Hunde- und Drohnenstaffeln aus Hessen und dem gesamten Bundesgebiet, koordiniert durch die Firma Training Center Retten und Helfen GmbH (TCRH) aus Baden-Württemberg.
Um sich einen Überblick über die Lage vor Ort zu verschaffen und mit den Einsatzkräften ins Gespräch zu kommen, besuchten Landwirtschaftsminister Ingmar Jung und Landrat Thomas Will das TCRH-Lagezentrum in der Kreisverwaltung in Groß-Gerau. Vor diesem Termin wollte sich der Minister auch persönlich ein Bild von den Arbeitsbedingungen in einem der Suchgebiete innerhalb der Restriktionszone machen. „Die Leistungen von Hund und Mensch hier sind unglaublich, und die Arbeitsbedingungen könnten kaum schwieriger sein: Hitze, dornenübersätes Gelände und ständige Angriffe unzähliger Mückenschwärme begleiten die Teams in vielen Suchgebieten. Umso mehr möchte ich allen Beteiligten von Herzen danken. Ihre Arbeit und Einsatzbereitschaft sind von unschätzbarem Wert und tragen maßgeblich dazu bei, die betroffenen Gebiete zu schützen“, betonte Ingmar Jung bei seinem Besuch im Lagezentrum Groß-Gerau.
„Enormer Einsatzwille und gute Organisation sind entscheidend für die erfolgreiche Eindämmung der Tierseuche“, sagte Landrat Will. „Ich bin beeindruckt von dem Engagement und der Professionalität der Männer und Frauen, die mit hohem Verantwortungsbewusstsein mit ihren Hunden die Aufgabe erfüllen.“ Täglich sind mehr als 50 Teams auf der Suche nach toten Wildschweinen unterwegs und trotzen dabei Wetter und Widrigkeiten wie Brennnesseln und Brombeersträuchern. Der Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest stellt hohe Anforderungen an alle Beteiligten, so Will. „Umso schöner, dass in einer solchen Notsituation alle zusammenhalten.“ Will und der Erste Kreisbeigeordnete Adil Oyan lobten besonders die „sehr gute Zusammenarbeit“ mit dem Land und dem zuständigen Ministerium. „Ich finde es gut, dass sich Minister Jung persönlich so stark einsetzt“, so Oyan. Die Bekämpfung der Seuche sei eine herausfordernde Gemeinschaftsaufgabe. Oyan zollte den Beschäftigten des Landratsamts, besonders jenen des Veterinäramtes, großes Lob: „Hier in der Kreisverwaltung arbeiten alle mit großer Kraft. Wir tun alles, um die Schweinepest einzudämmen.“
Die Arbeit der Hunde- und Drohnenstaffeln ermöglicht den beteiligten Veterinärbehörden, einen guten Lageüberblick zu gewinnen und im zweiten Schritt die Restriktionszonen sehr genau und bedarfsgerecht anzupassen. Innerhalb dieser Zone gelten bestimmte Einschränkungen für die Öffentlichkeit, wie die Leinenpflicht für Hunde, sowie für die Jagd und Landwirtschaft. „Die von den TCRH-Teams gewonnenen Erkenntnisse helfen uns auch dabei, die zur Tierseuchenbekämpfung notwendigen Einschränkungen in Absprache mit verschiedenen Experten mit Augenmaß anzupassen und für punktuelle Erleichterungen zu sorgen“, sagte Landwirtschaftsminister Jung in Groß-Gerau.
Gestern wurde den betroffenen Landkreisen und kreisfreien Städten empfohlen, dass die Ernte und Mahd auch auf Äckern und Feldern in der Restriktionszone für die Landwirtschaft erlaubt werden können. „Auch wenn das oberste Gebot weiterhin lautet, dass die ASP sich nicht weiter ausbreitet, wollen wir den Landwirtinnen und Landwirten ihre wichtige Arbeit ermöglichen“, so Staatsminister Jung. Jeder landwirtschaftliche Betrieb muss seine Flächen vor der Ernte mit einer Drohne überfliegen lassen, um sicherzustellen, dass darauf keine toten Wildschweine liegen oder sich lebende Tiere befinden. Erst dann kann eine Einzelgenehmigung von den zuständigen Stellen ausgesprochen werden. „Alle Maßnahmen in Hessen sind mit den zuständigen Veterinärbehörden, der ASP-Sachverständigengruppe und den Tierseuchenexperten des Friedrich-Löffler-Instituts abgestimmt“, betonte Jung abschließend.
Das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) ist das Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit und berät unter anderem den Führungsstab des Landwirtschaftsministeriums. Verdachtsfälle des Hessischen Landeslabors (LHL) werden dort erneut geprüft. Bisher wurden sieben Kadaver positiv getestet. Insgesamt wurden 50 tote Wildschweine vom Landeslabor untersucht. Die positiv getesteten Tiere wurden alle in räumlicher Nähe zueinander, südlich von Rüsselsheim, gefunden. Um diesen etwa 7300 Hektar großen Bereich herum liegt nun die sogenannte Kernzone, um die herum Elektrozäune errichtet wurden. Die Einschränkungen für die Öffentlichkeit, Landwirtschaft und Jagd gelten in einem größeren Gebiet, der sogenannten Restriktionszone, die sich auf etwa 86.000 Hektar bemisst, davon etwa 14.200 Hektar Wald und 31.200 Hektar landwirtschaftliche Flächen. Innerhalb der Restriktionszone gibt es 93 Schweinehaltungen mit insgesamt knapp 5.500 Schweinen.
Aktuelle Fallzahlen und weitere Informationen finden Sie auf der Internetseite des Ministeriums für Landwirtschaft und Umwelt: [Afrikanische Schweinepest (ASP) | landwirtschaft.hessen.de](https://landwirtschaft.hessen.de)
Informationen über die Afrikanische Schweinepest, Formulare, Fragen und Antworten zur Tierseuche gibt es auch auf der Homepage des Kreises Groß-Gerau unter [www.kreisgg.de](https://www.kreisgg.de).