Weil er sich „in besonderem Maße“ für die Aufgaben und Ziele des Bundes der Vertriebenen (BdV) im Kreis Groß-Gerau eingesetzt hat, hat Landrat Thomas Will am Dienstag, 9. Januar 2024, die Verdienstmedaille des BdV-Landesverbandes Hessen erhalten. Dies ist die höchste Auszeichnung auf Landesebene, betonten sowohl Helmut Brandl von der Leitungsgruppe des BdV-Kreisverbandes in seiner Laudatio als auch BdV-Landesvorsitzender Siegbert Ortmann vor Überreichung der Medaille.
Patrik Daghed, ebenfalls Mitglied der Kreisverbands-Leitungsgruppe, hatte zu der Veranstaltung im Alten Rathaus von Klein-Gerau begrüßt, in dem sich auch die Ostdeutsche Heimatstube befindet.
Helmut Brandl begründete in seiner Lobrede auf den Landrat, warum Thomas Will die Verdienstmedaille erhält: Regelmäßig komme dieser zu den jährlichen BdV-Veranstaltungen, wie dem kreisweiten Tag der Heimat und dem Hessischen Gedenktag für die Opfer von Flucht, Vertreibung und Deportation, und gehöre dort zu den Rednern. Auch habe der Kreis schon mehrfach Räume im Landratsamt für Ausstellungen zur Verfügung gestellt – wie etwa im vergangenen Jahr für die Wanderausstellung „Wer bin ich? Wer sind wir?“ des Hauses des Deutschen Ostens. Nicht zuletzt hob Helmut Brandl die Rolle des Landrats beim Errichten des Denkmals hervor, das seinen Platz seit 2021 vor der Kreisvolkshochschule (KVHS) am Dornberger Schloss hat und als „Zeichen gegen das Vergessen“ dafür steht, dass nur Menschlichkeit und Verzicht auf Vergeltung die Spirale von Hass und Gewalt überwinden können.
Lobend erwähnte Brandl zwei Vorgänger Thomas Wills: Landrat Jean Harth, der sich 1947 direkt nach der Ankunft der nach dem Zweiten Weltkrieg aus dem Osten Vertriebenen um Hilfe für die Menschen gekümmert habe. Und Willi Blodt, der als Landrat eine umfangreiche Dokumentation über das Schicksal der Heimatvertriebenen im Kreis Groß-Gerau (1990) förderte.
Willi Blodt gehört denn auch – neben Georg Sturmowski – zu den anderen beiden Kreis-Politikern, die die Verdienstmedaille des BdV erhalten haben, wie Siegbert Ortmann erwähnte. Der Landesvorsitzende erinnerte daran, dass die Verdienstmedaille seit 1995 vergeben wird und bereits 70 Persönlichkeiten damit ausgezeichnet wurden. Auch er dankte Thomas Will für dessen besonderen Einsatz und die Unterstützung der BdV-Arbeit, die vor allem darin bestehe, zu „erinnern, versöhnen und bewahren“. Zu diesem Zweck arbeite man, wie dies auch Helmut Brandl in seiner Rede beschrieben hatte, an einer digitalen Landkarte „Erinnerungsorte Flucht und Vertreibung“, biete Seminarreisen in die Mitte und den Osten Europas an: um auch in Zukunft – wenn die Generation, die Krieg und Vertreibung erlebt hat, wegfällt – für Frieden und Aussöhnung wirken zu können.
Auch für Landrat Thomas Will ist es Verpflichtung, das Wissen von Krieg und Vertreibung, von nötiger Toleranz und Integration weiterzugeben: „Das Thema schreit direkt danach, heute wieder in den Fokus genommen zu werden“, so Will angesichts der schrecklichen aktuellen Kriege und ihrer Folgen. Die Integrationsleistung nach dem Zweiten Weltkrieg unter weit schwierigeren Bedingungen als heute mache ihn zuversichtlich, dass sich auch heutzutage die Herausforderungen bewältigen lassen.
Die Erfahrungen aus der Vergangenheit sind für den Landrat wichtige Basis für das Handeln in Gegenwart und Zukunft. Darum hat er sich, wie er sagte, für das „Denkmal“ an der Bildungsstätte KVHS eingesetzt, das alle Passanten zum Nachdenken anregen kann. Und darum „werde ich auch künftig gern bei Ihren Veranstaltungen sprechen – und Ausstellungen im Landratsamt eröffnen“, versprach Thomas Will den BdV-Vertretern.
Im Anschluss an die Ehrung ging die Gruppe ein Stockwerk tiefer in die Ostdeutsche Heimatstube, wo Leiterin Brigitte Fernges besondere Exponate zeigte und zu deren Geschichte informierte.
Text: Kreis Groß-Gerau