Wiesbaden – Sommer, Sonne, Freibad… und mittendrin: Kinder, die unbeaufsichtigt durchs Becken paddeln, während Mama oder Papa gedankenversunken am Handy kleben. Was nach Einzelfällen klingt, ist in Wiesbadens Freibädern mittlerweile trauriger Alltag. Die DLRG und das Team von „mattiaqua“ schlagen Alarm: Immer mehr Eltern – oder Großeltern – lassen ihre Kids im Wasser quasi allein. Die Folge: Bademeister:innen müssen eingreifen, weil Kinder sich in gefährliche Situationen bringen oder sogar vermisst werden.
Was viele nicht wissen: Die Aufsichtspflicht liegt nicht beim Schwimmbad-Personal, sondern bei den Erziehungsberechtigten oder Begleitpersonen. Gerade ältere Verwandte, die mit den Kindern kommen, wissen das oft nicht. „Aber es ist doch eine Aufsicht da!“, heißt es dann, wenn das Personal eingreift. Doch: Die Wasseraufsicht kann nicht für jedes Kind einzeln da sein – sie ist für den gesamten Badebetrieb zuständig, nicht für individuelle Betreuung.
Ein echtes Problem: Manche Eltern scrollen durch Social Media, führen lange Telefonate oder relaxen in der Sonne – ohne ihre Kinder im Blick. Die Folge: Es kommt immer wieder zu Situationen, in denen das Schwimmbad-Team blitzschnell handeln muss, um Schlimmeres zu verhindern.
Ein Sprecher der Stadt betont: „Wir sprechen die Leute zunächst direkt an und appellieren an ihre Verantwortung.“ Und ja – oft reicht das schon. Aber: In Hamburg und anderen Städten wurden bereits Badegäste rausgeworfen, weil sie mehrfach ermahnt wurden. Auch in Wiesbaden denkt man nun über schärfere Maßnahmen nach, sollte sich die Situation weiter zuspitzen.
Was das Thema noch dringlicher macht: Immer wieder kommt es in Schwimmbädern bundesweit zu Fällen von sexueller Belästigung oder unangemessenem Verhalten gegenüber Kindern und Jugendlichen. Auch wenn konkrete Fälle in Wiesbaden bislang selten publik werden, sind viele Mitarbeitende sensibilisiert. Besonders in vollen Becken oder auf Liegewiesen können unangenehme Situationen schnell entstehen – insbesondere, wenn Kinder unbeaufsichtigt sind. Die Badebetriebe rufen daher verstärkt zur Wachsamkeit auf – und dazu, nicht nur auf körperliche Sicherheit zu achten, sondern auch auf mögliche Grenzverletzungen.
Das Freibad ist kein Kindergarten. Und auch wenn die Wasseraufsicht mit Adleraugen alles überblickt – sie ersetzt nicht die Verantwortung der Eltern oder Begleitpersonen. Nur wer Kinder wirklich aktiv im Blick behält, sorgt für einen sicheren und entspannten Freibadbesuch für alle. Denn: Ein kurzer Moment der Unachtsamkeit kann reichen, um Leben zu gefährden – oder langfristige seelische Schäden zu verursachen.