In Wiesbaden fehlen derzeit etwa 150 Erzieherinnen und Erzieher, eine Situation, die sowohl städtische als auch freie Kitas vor große Herausforderungen stellt. Im Sozialausschuss präsentierte Sozialdezernentin Patricia Becher einen Bericht über die Maßnahmen der Stadt, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.
Der Bedarf an Erzieherinnen steigt kontinuierlich, da immer mehr Kitaplätze geschaffen und zusätzliche Betreuungsangebote, wie die Grundschulkinderbetreuung, ausgebaut werden müssen. Ab Sommer 2026 besteht zudem ein gesetzlicher Anspruch auf Grundschulbetreuung, der den Personalmangel weiter verschärfen könnte. Gleichzeitig arbeiten viele Fachkräfte nur noch in Teilzeit, was die Situation zusätzlich belastet.
Ausbildung und gezielte Anwerbung
Um neue Fachkräfte zu gewinnen, bildet jede städtische Kita regelmäßig aus und bietet verschiedene Ausbildungsmodelle sowie Praktika und Freiwillige Soziale Jahre an. Für die Suche nach Fachkräften setzt die Stadt auch auf internationale Anwerbung: Bereits 2023 konnten fünf Fachkräfte aus spanischsprachigen Ländern rekrutiert werden, ein Projekt, das aufgrund seiner Erfolge im Jahr 2024 fortgesetzt wird – vorausgesetzt, es stehen zusätzliche finanzielle Mittel zur Verfügung.
Herausforderungen bei der Finanzierung
Die Anwerbung im Ausland ist kostenintensiv. Die Stadt gab 2023 rund 10.000 Euro für die Akquise aus, was Becher als eine lohnende, aber nicht nachhaltige Lösung ohne zusätzliche Haushaltsmittel beschreibt. Neben internationalen Bemühungen ist die Stadt auch regelmäßig auf Ausbildungsmessen und Schulveranstaltungen vertreten, um potenzielle Bewerberinnen und Bewerber zu erreichen.
Entlastung durch Assistenzen
Um den Fachkräftemangel zu mildern, plant die Landesregierung ab Sommer 2024 den Einsatz von Kita-Assistenzen für nicht-pädagogische Aufgaben. Dafür stehen 14 Millionen Euro zur Verfügung. Diese Unterstützung soll Erzieherinnen entlasten und ihnen mehr Zeit für die eigentliche pädagogische Arbeit ermöglichen.
Aktuelle Ausbildungszahlen
Im September 2024 beschäftigten die städtischen Kitas in Wiesbaden 50 neue Auszubildende, darunter zwölf PivA-Kräfte (praxisintegrierte vergütete Ausbildung), vier Teilzeitauszubildende, 15 Jahrespraktikantinnen und 23 Sozialassistenten.
Bezahlung und Quereinstieg
Erzieherinnen und Erzieher in Wiesbaden werden nach Tarif TVöD S8b bezahlt, was je nach Berufserfahrung einem Gehalt zwischen 3371 und 4620 Euro brutto entspricht. In Bezug auf Quereinsteiger steht die Stadt in engem Austausch mit dem Land, da aktuelle Regelungen wie längere Erziehungszeiten allein nicht als ausreichende Qualifikation gelten.
Der Kampf gegen den Fachkräftemangel bleibt eine der zentralen Herausforderungen für die Kinderbetreuung in Wiesbaden, doch die Stadt arbeitet kontinuierlich daran, Lösungen zu finden und langfristig umzusetzen.